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Sophokles:

Die Tragödie "Antigone", die von vielen Dichtern und Autoren vor allem in der Zeit der Aufklärung umgedichtet wurde, stammt ursprünglich vom antiken griechischen
Dichter Sophokles.
Dieser lebte in der Zeit von 497 bis 406 v. Chr. und war der größte griechische Tragödiendichter. Er führte erstmals den dritten Schauspieler in Theaterstücken ein,
beschränkte die Bedeutung des Chors und stützte die Handlung auf die Charaktere der Haupthelden.
Seine Werke waren 123 Dramen von denen heute noch folgende erhalten sind:
"Ajax", "Elektra", "König Ödipus", "Philoktet", "Trachinierinnen", "Ödipus auf Kolonos", das Satyrspiel "Spürhunde" und die wohl bekannteste seiner Tragödien "Antigone".
Vorwort/ Hintergrund
Wie auch viele andere antike, griechische Dichter behandelt Sophokles in seiner Tragödie "Antigone" das Thema von "Ödipus", einer der bekanntesten griechischen
Sagen.
Danach hatte thebanische Königspaar Ödipus und Iokaste vier Kinder: Eteokles und Polyneikes, Antigone und Ismene.
Als Ödipus entdeckte, daß er der Mörder seines Vaters Laios und der Gatte seiner Mutter Iokaste war, beging jene Selbstmord und Ödipus verließ seine Heimat.
Die Herrschaft erbten Eteokles und Polyneikes gemeinsam. Doch, der Fluch, der Ödipus seine Mutter heiraten ließ, wirkte auch noch auf sie weiter. Im Streit um den
Thron wurde Polyneikes von Eteokles aus der Stadt vertrieben und bildete ein Heer, um die Stadt wieder einzunehmen. Bald kam es zum Krieg in dem beide Brüder
ums Leben kamen. Nun wurde Kreon, Ödipus´ Schwager, König von Theben.
Inhalt und Aufbau
Die Tragödie "Antigone" von Sophokles ist äußerlich nicht in Akte unterteilt und spielt daher auch nur an einem Ort, nämlich vor dem Königspalast in Theben.
Sie handelt von der Königstochter Antigone, die sich gegen die Gesetze widersetzt, und von ihrem Onkel, König Kreon der sie wegen diesem Verstoß bestraft und dafür
büßen muß.
Antigone - Ismene

In der einleitenden Szene von Sophokles´ "Antigone" spricht die Königstochter Antigone mit ihrer Schwester Ismene darüber, daß sie ihren zweiten Bruder Polyneikes trotz
Verbot des jetzigen Königs, ihres Onkels Kreon, beerdigen will. Als Ismene erkennt, daß sie Antigone nicht von ihrem Plan abbringen kann, bekommt sie Angst und
verspricht niemandem etwas zu erzählen. Doch die trotzige Antigone will, daß es jeder weiß.
[Chor, Kreon: Geschehenes]
In den nächsten Szenen erfährt man erst durch Erzählungen des Chors und Kreons, was zuvor mit ihren Brüdern geschah:
Ihr Bruder Polyneikes führte einen Krieg gegen die eigene Stadt Theben und mußte somit auch gegen seinen eigenen Bruder Eteokles kämpfen. Beide starben in der
Schlacht und ihr Onkel Kreon übernahm die Herrschaft. Dieser ließ den Retter der Stadt, Eteokles, beerdigen und dessen Bruder, Polyneikes, den Angreifer, zur Strafe
offen auf dem Feld verrotten.
[Wächter - Kreon]
Nach diesen wichtigen Erklärungen berichtet ein verängstigter Wächter Kreon, daß jemand den Toten Polyneikes mit wenig Erde bedeckte, um ihn symbolisch zu
bestatten, daß jedoch niemand gesehen wurde und auch keine Spuren zurückblieben. Kreon ist darüber sehr verärgert, daß es jemand wagt, wider seinen Verordnungen zu
handeln.
[Wächter - Kreon - Antigone]
Danach folgt eine unwesentliche Szene des Chors, bis im nächsten Auftritt der Wächter Antigone Kreon vorführt und erzählt, daß er und die anderen Wächter Antigone
auf frischer Tat ertappt haben, als sie wieder versuchte ihren Bruder zu begraben. Die sture Antigone gibt gegenüber Kreon zu, daß sie von dessen Verbot, Polyneikes zu
bestatten, wußte, und sagt, daß sie wieder versuchen werde ihn zu begraben.
[ ~ + Ismene]
Als auch ihre Schwester Ismene herbeigeschafft wird und behauptet, daß sie bei der Untat mitgeholfen hätte, widerspricht ihr Antigone und erlaubt ihr nicht, mit ihr zu
sterben.
[Kreon - Haimon]
Kreons Sohn Haimon, der Verlobte von Antigone, verlangt in der folgenden Szene von seinem Vater, daß er die Strafe gegen Antigone aufhebt und auch deren anderen
Bruder bestattet.
[Kreon - Chor: Strafe]
Im Höhepunkt entscheidet Kreon auf die Frage des Chors hin, daß Antigone als Strafe lebend in ein Felsengrab geschlossen wird, Ismene aber darf weiterleben, da sie sich
an die Regeln hielt.
[Antigone - Chor, Kreon]
Antigone bejammert die Götter und Kreon, als dieser ihr die Strafe verkündet.
[Kreon - Seher]
Eine weitere bedeutende Szene für den Verlauf der Handlung erfolgt nun beim Aufeinandertreffen von Kreon und dem blinden Seher Teiresias. Dieser verkündet großes
Unheil, wenn Kreon nicht von dem Toten abläßt und ihn nicht durch seine Bestattung an die Götter übergibt. Kreon ist erbost über den Seher und läßt Antigone trotzdem
hinrichten.
[Bote - Eurydike, Kreon]
Von dieser Hinrichtung erfährt man nur durch einen Boten, der daraufhin Kreons Frau, Eurydike, den beinahe zeitgleichen Selbstmord ihres Sohnes Haimons verkündet,
der sich aus Trauer um Antigone umgebracht hat. Jetzt geht Eurydike ins Haus, kurz darauf der Bote. Als dieser wieder herauskommt, kann er Kreon nur noch den
Selbstmord Eurydikes verkünden.
Daß KreonsSohn und Frau sterben mußten, ist somit die gerechte Strafe der Götter, daß Kreon den Toten nicht bestattet und Antigone getötet hat. Die Voraussagungen
des Sehers Teiresias haben sich also als richtig erwiesen.
Personendarstellung
Die Hauptdarstellerin Antigone wird in diesem antiken Drama von Sophokles als junge Frau dargestellt, die ihren Bruder so geliebt hat, daß sie ihn unbedingt noch
bestatten will. Sie ist so vernarrt in diese Idee, daß sie für nichts anderes mehr Augen hat und ganz übersieht, daß sie sich mit ihrem Onkel, König Kreon, verfeindet. Als
sie das bemerkt schützt sie auch ihr großer Lebenswille nicht mehr vor der Hinrichtung. Ihr sind die ungeschriebenen Gesetze der Götter, die Toten zu bestatten, wichtiger
als der Gehorsam gegenüber einem weltlichen Herrscher. Sie glaubt auch am Ende noch, daß sie dieses Gesetz vertreten muß.
König Kreon ist sehr stur und streng und hat Ähnlichkeiten mit einem Tyrann. Er muß sich immer unbedingt an seine eigenen Gesetze halten und will sie auf keinen Fall
aufheben, weil sein Ansehen dadurch verschlechtert werden könnte. Deshalb kann er nicht einmal seine Nichte Antigone begnadigen und hört auch nicht auf die
Warnungen des Sehers Teiresias, der für die Götter spricht. Aus lauter Sorge um sein Gesetz und sein Ansehen bemerkt er nicht einmal, daß er bereits alle - Volk und
Familie - gegen sich hat.
Ismene, Antigones Schwester, ist zuerst gegen die Untat und hat Angst vor der Strafe. Deshalb versucht sie auch ihre Schwester davon abzuhalten. Dann würde sie aber
am liebsten doch mit ihr sterben.
Haimon, der Sohn des Königs und Geliebter Antigones, lehnt sich ihretwegen gegen seinen Vater auf und bringt sich am Schluß aus Liebeskummer auch um. Mit
Antigone selbst kommt er im Stück jedoch nicht ins Gespräch.
Der blinde Seher Teiresias hat im Stück auch eine wichtige Rolle: Er vertritt die Götter, versucht, wie auch der Chor Kreon auf den rechten Weg zu bringen, und sagt
das große Unheil, das Kreon erfahren soll, voraus.
Der Wächter ist bei seinem ersten Auftritt, als er Kreon berichtet, was geschah, sehr verängstigt und schwört nie mehr wieder zu ihm zu kommen. Dennoch tritt er kurz
darauf wieder auf und verkündet, fast erfreut, wobei Antigone gefaßt wurde.
Im Schluß des Stücks spielt die Hauptrolle ein Bote. Dieser erzählt Eurydike und dadurch auch dem Publikum von der Hinrichtung Antigones und dem Selbstmord Kreons
Sohnes Haimon. Wenig später verkündet er Kreon auch noch den Selbstmord seiner Frau und bestätigt dadurch die Voraussagungen des Sehers.
Kreons Frau Eurydike, sorgt durch ihren Selbstmord dafür, daß die Rache der Götter wahr gemacht wird. Sie ist also für die endgültige Lage Kreons sehr wichtig.
Der Chor trägt dazu bei, daß der Zuschauer über das zuvor Geschehene informiert wird und die Gedanken der Darsteller zu einem Dialog und damit für das Publikum
auch bemerkbar werden. Außerdem stellt der Chor auch die Stimme des Volkes dar und ruft die Götter an, da in der Antike für das Volk eine Verbindung zu den Göttern
sehr wichtig war.
Moral
Was Sophokles mit dieser Erzählung den alten Griechen und den Herrschern in dieser Zeit sagen will, ist, daß man auch mal von den Gesetzen absehen kann und sich als
Herrscher auch nach der Meinung des Volkes richten sollte. Er bekräftigt dadurch die damalige Entwicklung der ersten demokratischen Staatsführung und hofft auf einen
geordneten Staat.
Sprache
Dieses Theaterstück ist in Versform geschrieben und daher, wie auch wegen der altertümlichen Ausdrucksweise, manchmal schwer verständlich. Über Stilmittel,
rhetorische Mittel und den Satzbau kann ich leider nichts sagen, weil viele dieser in der Übersetzung verlorengehen und es sich im Original um einen alt-griechischen Text
handelt. Damit ihr eine bessere Vorstellung von dem Theaterstück bekommt, lesen wir euch jetzt ein Stück vor.
Umdichtungen
Die Gestalt und das Schicksal der Antigone, die unbeirrbar für ihr Recht kämpft und dafür stirbt, hat bis heute immer wieder zur Deutung und Neubearbeitung
herausgefordert.